Schlafstörung
Schlafstörungen - Wenn Schlaf krank macht
Schlaf ist mittlerweile schon fast ein Luxusgut und immer mehr Menschen leiden an Schlafstörungen. Von kurzfristigen Problemen über einige Tage hinweg ist fast jeder irgendwann einmal betroffen. Doch eine Schlafstörung ist tief greifender, da die Probleme über einen längeren Zeitraum bestehen bleiben. Dabei sind Schlafstörungen weit verbreitet. So leiden ungefähr 15 % aller Erwachsenen in Deutschland unter einer der verschiedenen Formen von Schlafstörungen. Der gestörte Schlaf hat auch einen schlechten Einfluss auf die Befindlichkeit am Tag. Denn zu wenig Schlaf führt zu Leistungseinbußen, sowie zu einer geringeren Aufmerksamkeit und auch einer eingeschränkten sozialen Kompetenz. -
Gesunder Schlaf
Viele glauben, dass die Zeit des Schlafens die Ruhezeit für unseren Körper ist. Diese Aussage stimmt allerdings nur in Teilen. Denn während die Muskeln sich währenddessen zwar entspannen, arbeiten verschiedene andere Teile des Körpers hoch konzentriert weiter. Unter anderem bildet das Gehirn neue Nervenzellen aus und stärkt Verknüpfungen zwischen anderen. Auch das Immunsystem arbeitet weiter und speichert in seinem Gedächtnis Informationen über einmal erkämpfte Erreger, sodass diese bei einem erneuten Auftreten viel einfacher bekämpft werden können.
Der Zirkadiane Rhythmus
Der Schlaf und auch das Bedürfnis danach werden durch den zirkadianen Rhythmus des Körpers gesteuert. Dieser ist an den Wechsel von Tag und Nacht angepasst und hat beispielsweise zur Folge, dass wir uns morgens wach und abends müde fühlen. Hierfür ist eine besondere Gruppe von Nervenzellen verantwortlich. Diese sind mit den Sehnerven verbunden und nehmen über die Unterschiede in der Helligkeit Einfluss auf das Schlafverhalten. Bei Dunkelheit wird beispielsweise vermehrt das Hormon Melatonin ausgeschüttet, welches für Müdigkeit sorgt. Am hellen Morgen sinkt der Spiegel an Melatonin wieder und es wird mehr Kortisol ausgeschüttet, welches für einen frischen Start in den Tag sorgt.
Verschiedene Arten von Schlafstörungen
Insgesamt werden mehr als 80 verschiedene Formen von Schlafstörungen unterschieden. Diese können wiederum in 8 verschiedenen Untergruppen aufgeteilt werden. Allerdings kann es auch sein, dass ein Betroffener an mehr als einer Schlafstörung leidet, sodass sich verschiedene Kategorien überschneiden.
- Insomnien
- Schlafbezogene Atmungsstörungen
- Hypersomnien mit einem zentralnervösen Ursprung
- Zirkadiane Schlaf-Rhythmus-Störungen
- Parasomnien
- Schlafbezogene Bewegungsstörungen
- Grenzsymptome und Normvarianten
- Andere Schlafstörungen
Insomnien
Bei dieser Form der Schlafstörung handelt es sich um die häufigsten. Dazu werden sowohl Durchschlaf- und Einschlafstörungen als auch chronisch unerholsamer Schlaf und frühmorgendliches Erwachen gezählt. Die Störung kann von verschiedenen Symptomen begleitet werden, beispielsweise Müdigkeit, Anspannung, Kopfschmerzen und Probleme mit Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Dabei kann die Störung aus ganz unterschiedlichen Gründen entstehen, zum Beispiel psychische Belastungen oder auch Missbrauch von Medikamenten.
Schlafbezogene Atmungsstörungen
Hierunter werden die verschiedenen Unterarten von Schlafapnoe zusammengefasst. Diese ist insbesondere durch das kurzzeitige Aussetzen des Atems gekennzeichnet. Die kleine Pause des Atems wird vom Schlafenden meist nicht bemerkt, kann aber zu ernsthaften gesundheitlichen Problemen führen.
Hypersomnien mit einem zentralnervösen Ursprung
Diese Form der Schlafstörungen ist insbesondere durch Müdigkeit während des Tages gekennzeichnet, obwohl die Schlafmenge ausreichend und auch der zirkadiane Rhythmus nicht gestört ist. Beispiele für die Hypersomnien sind die Narkolepsie oder auch die Tagesschläfrigkeit durch eine traumatische Hirnschädigung, bedingt durch Missbrauch von Medikamenten oder Substanzmittel.
Zirkadiane Schlaf-Rhythmus-Störungen
Diese Schlafstörungen sind durch einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus gekennzeichnet. Das kann beispielsweise durch den berühmten Jetlag beim Zeitzonenwechsel, aber auch durch Schichtarbeit, Missbrauch von Medikamenten oder Substanzmitteln, sowie organische Erkrankungen ausgelöst werden. Der gestörte Rhythmus führt zum einen zu Insomnie und zum anderen zu extremer Tagesschläfrigkeit.
Parasomnien
Hierbei handelt es sich um episodische Unterbrechungen des Schlafes, welche durch außergewöhnliche körperliche Verhaltensweisen oder Phänomene ausgelöst werden. Beispiele für solche Phänomene sind das Schlafwandeln, Albträume, schlafbezogene Essstörungen oder auch die wiederholte und unbewusste Entleerung der Blase während des Schlafes.
Schlafbezogene Bewegungsstörungen
Diese Form der Schlafstörungen wird durch sehr einfach und häufig stereotype Bewegungen ausgelöst. Besonders häufig ist hier beispielsweise das Restless-Legs-Syndrom. Andere Beispiele sind nächtliches Zähneknirschen oder auch periodische Bewegungsstörungen der Gliedmaßen.
Grenzsymptome und Normvarianten
Hierunter werden alle schlafbezogenen Symptome zusammengefasst, welche an der Grenze zwischen normal und pathologisch stehen. Alternativ kann es auch sein, dass sich die Symptome wissenschaftlich nicht eindeutig als normal oder pathologisch einstufen lassen. Hierzu gehören beispielsweise die sogenannten Kurzschläfer, welche höchstens 5 Stunden Schlaf pro 24 Stunden benötigen oder auch die Langschläfer, welche häufig mehr als 10 Stunden Schlaf pro 24 Stunden brauchen. In diese Kategorie fallen auch nächtliches Sprechen und gutartiges Schnarchen, auch wenn die Betroffenen davon meist nichts mitbekommen.
Andere Schlafstörungen
Hierunter fallen alle anderen Schlafstörungen, die keiner der obigen Kategorien angehören. Das kann beispielsweise der Fall sein, weil sie noch nicht hinreichend untersucht wurden oder auch weil sie durch Merkmale verschiedener Kategorien gekennzeichnet sind.
Ursachen für Schlafstörungen
Primäre Schlafstörungen
Schlafstörungen können in primäre und sekundäre unterteilt werden. Bei primären Schlafstörungen gibt es keinen körperlichen oder psychischen Auslöser. Hier werden die Störungen häufig durch Stress oder auch schlechte Schlafbedingungen verursacht.
Sekundäre Schlafstörungen
Sekundären Schlafstörungen liegt eine körperliche oder psychische Ursache zugrunde.
Psychische Erkrankungen
Viele psychische Krankheiten wie Depressionen, Schizophrenie, Angststörungen oder Psychosen werden häufig auch von einem gestörten Schlaf begleitet. Dabei lösen die Krankheiten häufig Einschlaf- oder Durchschlafstörungen aus.
Organische oder neurologische Erkrankungen
Auch körperliche Ursachen können zu Insomnien, Hypersomnien oder auch Schlaf-Rhythmus-Störungen führen. Dazu gehören beispielsweise:
- Chronische Schmerzen
- Krebs
- Hormonelle Erkrankungen
- Herz- und Lungenerkrankungen
- Chronische Nieren- und Magen-Darm-Erkrankungen
- Hirnhautentzündung
- Hirntumor
- Schlaganfall
- Epilepsie
- Restless-Legs-Syndrom
- Multiple Sklerose
- Parkinson
- Demenz
Medikamente
Einige Medikamente verursachen als Nebenwirkung auch Schlafstörungen. Beispiele hierfür sind:
- Antibiotika
- Antidepressiva (zum Beispiel SSRIs oder MAO-Hemmer)
- Medikamente gegen Asthma
- Medikamente gegen Bluthochdruck
- Kortison
- Hormone für die Schilddrüse
- Schlafmittel (zum Beispiel Benzodiazepine)
- Diuretika (harntreibende Mittel)
- Antihistaminika (Mittel gegen Allergien)
- Zytostatika (Medikamente im Rahmen einer Krebstherapie
- Medikamente bei Demenz
Drogen
Sowohl die Einnahme von legalen als auch von illegalen Drogen kann zu Problemen mit dem Schlaf führen. So können durch die Einnahme Ein- und Durchschlafstörungen entstehen oder auch eine Schlafapnoe. So können beispielsweise Alkohol, Nikotin oder auch koffeinhaltige Getränke zu einer Schlafstörung führen. Aber auch der Konsum von Cannabis, Kokain, Heroin oder Ecstasy kann eine Schlafstörung zur Folge haben.
Folgen von Schlafmangel
Schlaf ist sehr wichtig für den Körper und zu wenig Schlaf kann schlimme Folgen haben. So kann zu wenig Schlaf sich unter anderem auf die folgenden Bereiche negativ auswirken:
- Aussehen
- Immunsystem
- Verdauung
- Alterungsprozesse
- Gewicht
- Konzentration
- Gedächtnis
- Reizbarkeit
- Wahrnehmung
- Krankheiten
All das sind gute Gründe auf ausreichend und zufriedenstellenden Schlaf hinzuarbeiten. Denn auf lange Sicht schadet uns zu wenig Schlaf und kann schwerwiegende Folgen haben. Genau aus diesem Grund wurde Schlafentzug früher sogar als Foltermethode eingesetzt und ein dauerhafter Entzug über mehrere Tage oder Wochen kann sogar zum Tod führen. Deshalb sollten Schlafstörungen auch unbedingt untersucht werden, sodass keine langfristigen Folgen daraus entstehen.